Donnerstag, 2. Januar 2014

Markus Walther / Buchland (1)


Eine Buchbesprechung zur  o. g. Lektüre


Die letzten vierzig Seiten habe ich nur noch quer gelesen, jede weitere Seite lastete mir wie ein schwerer Stein vor Augen. Mir hat das Buch nicht gefallen, obwohl die ersten fünfzig Seiten interessant geklungen haben, aber die beiden Protagonisten waren mir alles andere als sympathisch. Ich würde sagen, die Chemie hat zwischen uns nicht gestimmt.

Nichtsdestotrotz befanden sich auf den ersten Seiten recht tolle Zitate, die mich ermuntert haben, weiter zu lesen. Und so werde ich mir die Zitate rausschreiben.

Nun erst einmal zu meiner Leseerfahrung:

Das Buch erwies sich mir als ein Mix von vielen anderen Wunderwerken an Büchern. Walter Moers Bücher, Michael Ende (Die unendliche Geschichte), Tolkien und die Hobbit, und sogar Exupery (Der kleine Prinz. Der Buchhalter, für den nur das Handfeste, das Materielle zählte, und keine Ideale besaß.) Irgendwie hat das Buch von allem was. Aber ich muss dazu sagen,  dass Fantasie nicht mein Genre ist. Heute würde ich Die unendliche Geschichte niemals mehr lesen, aber in meiner Jugendzeit habe ich das Buch regelrecht verschlungen.
Als ich nur noch achtzig Seiten vor mir hatte, fragte ich mich, ob da noch der große Wurf kommt, der mich aufschnaufen lässt, so etwas wie ein Aha-Erlebnis, aber so recht  glauben wollte ich es nicht unbedingt. Da fragt man sich, wer von wem die Ideen sich geholt hat? Da die anderen aber alle älter sind als Markus Walther, hat er sich vielleicht stark von ihnen inspirieren lassen.. .

Tolkiens Herr der Ringe und die Moers - Bücher, ich finde, denen kann keiner das Wasser reichen. Bin zu sehr von ihnen geprägt worden, dass mir Buchland zu soft und zu abgeguckt erscheint. Auch die Figuren Bea und Plana sind meinem Geschmack nach zu urteilen nicht wirklich authentisch. Plana war mir zu arrogant, Bea ein wenig zu unterwürfig… .

Im Folgenden gebe ich noch mal den Klappentext rein, und am Ende meine Zitate:
Das muss auch die gescheiterte Buchhändlerin Beatrice feststellen, als sie notgedrungen die Stelle im staubigen Antiquariat des ebenso verstaubt wirkenden Herrn Plana annimmt. Schnell merkt sie allerdings, dass dort so manches nicht mit rechten Dingen zugeht:Wer verbirgt sich hinter den so antiquiert wirkenden Stammkunden „Eddie“ und „Wolfgang“? Und welche Rolle spielt Herr Plana selbst, dessen Beziehung zu seinen Büchern scheinbar jede epische Distanz überwindet?Doch noch ehe Beatrice all diese Geheimnisse lüften kann, gerät ihr Mann Ingo in große Gefahr und Beatrice setzt alles daran, ihn zu retten. Zusammen mit Herrn Plana begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das mysteriöse Buchland. Dort treffen sie nicht nur blinde Buchbinder, griechische Göttinnen und die ein oder andere Leseratte, auch der Tod höchstpersönlich kreuzt ihren Weg.Und schon bald steht fest: Es geht um viel mehr, als bloß darum, Ingo zu retten. Vielmehr gilt es, die Literatur selbst vor ihrem Untergang zu bewahren! Markus Walther, der Autor der Kurzgeschichtensammlungen „EspressoProsa“ und „Kleine Scheißhausgeschichten“, entführt den Leser nun mit seinem ersten Roman in die phantastische Welt des Buchlandes.
Und nun die Zitate:
Niemand liest mehr Bücher. Ich meine: wirklich lesen. Es gibt Kunden, die möchten mir eine Geldanlage erwerben. Andere brauchen ein Schmuckstück für die Vitrine im Büro. Oder Schüler und ihre Lehrer brauchen Klassiker als Schulstoff. Einen Text zu zerlegen, zu diskutieren, zu analysieren. Da ist nur Verstand. Kein Herz. Keine Seele." (17)
Mit diesem Zitat denke ich immer wieder an die Literaturwissenschaftler zurück, und viele davon die Leser sehr oft belächeln, wie diese die Bücher lesen, eher naiv und subkjektiv, als sachlich und objektiv.
Bücher sind die Gefäße der Geschichten. Sie geben den Rahmen. Autoren, Schriftsteller, Poeten: Sie füllen sie mit Sinn und Unsinn. Das macht die Bücher zum Werkzeug der Kultur. Sie sind das Sprachrohr der Menschen. (59)
Leser und Autor gleichermaßen wichtig und aufeinander angewiesen:
Autoren können zwar das Schicksal formulieren, doch in der Hand des Lesers liegt die Macht, die Geschichte zum Leben zu erwecken. Durch ihn wird die Zukunft zur Gegenwart geführt, so dass sie schließlich zur Vergangenheit wird. Beschließt der Leser am Ende einer Seite, nicht umzublättern, sind die Protagonisten auf ewig dazu verdammt, in der Zeit zu verharren." (139)
Das fand ich recht schön. In der Geschichte geht es ja auch darum, das Leben eines Menschen zu verändern, in dem ein Buch über ihn geschrieben wird, in der Art, wie man diesen Menschen, der recht gequält ist, in eine andere Richtung lenkt, in dem man über ihn schreibt  und Lösungen findet und seine Qual dadurch beendet wird. In dem Buch ist Beas Mann gemeint, der durch den Tod seiner Tochter unglücklich ist und seine Trauer mit Alkohol betäubt.

Auf Seite 92 werden Schriftsteller mit Göttern gleichgesetzt, während der trockene Buchhalter
 ganz und gar anderer Meinung ist:
"Glaubst du, dass Schriftsteller so etwas wie Götter sind? (…) Immerhin erschaffen sie ganze Welten. Und sie schaffen Leben. Es ist für mich faszinierend. Wusstest du, dass ich diese kleinen, erfundenen Leben spüren kann? Es ist wie so ein Kribbeln unter der Haut. Juckt manchmal." 
Buchhalter:
"Schriftsteller sind für mich keine Götter. Sie sind in meinen Augen Betrüger. Sie spenden Leben, das sie nicht haben. Ihre Protagonisten erwachen aus dem Nichts, ohne dass sie in das Nichts zurückkehren. Haben ohne Soll." (92)
Darüber kann man ja nachdenken, wie bedeutsam und wie authentisch die Figuren von Schriftstellern sind. Und ob man sie wirklich mit Göttern gleichsetzen kann? Und dass Fiktion und das Narrative eine andere Form von Wirklichkeit hat?

Da muss jeder in sich gehen, was die Welten in den Büchern in einen auslösen… . Wie ernst man sie nehmen möchte.

Ich für meinen Teil habe eine Antwort gefunden und beende somit meine Aufzeichnungen.

Nachtrag: 

Habe heute, Freitag, den 03. Januar 2014, von Markus Walther eine eMail zu dieser Rezi erhalten und ich kann sagen, er ist eine sehr nette und tolerante Persönlichkeit. Ich freue mich so sehr, Bekanntschaft, auch wenn sie kurz war, mit ihm gemacht zu haben.

Vielen herzlichen Dank an den Autor, und lass dir gesagt sein, dass du viele Verehrerinnen hast, durch die ich ja an dich geraten bin und sie dir die Treue halten. Auch sie fanden es schade, dass mir Buchland nicht zugesagt hat.

Und hier ein paar Links, die mir der Autor hinterlassen hat und gebe diese an euch weiter:



 Und weiterhin recht viel Erfolg mit dem Schreibtalent. 
_______
Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Wörter weglassen
(Markus Walther zitiert Mark Twain )

Gelesene Bücher 2014: 01
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94 
Gelesene Bücher 2011: 86

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